thatgirl: Dieser neue Trend setzt Frauen ordentlich zu - WELT (2024)

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Sie steht im Morgengrauen auf, um den Tag bestmöglich zu nutzen. Zum Zeitpunkt, an dem man selbst schlaftrunken zur Kaffeemaschine tappt, hat sie bereits einen dreiviertel Liter lauwarmes Zitronenwasser getrunken, ein intensives Work-out hinter sich, eine halbe Stunde meditiert und Tagebuch geschrieben. Ihren morgendlichen Matcha mit Mandelmilch trinkt #thatgirl aus einem Kristallglas, die Frühstücks-Bowl ist mit frischen Beeren und fein geschnittenen Bananenscheiben dekoriert. Während des Frühstücks liest sie einige Seiten ihres aktuellen Lieblingsbuchs. Oder sie malt verträumt auf eine Leinwand, die in ihrer sonnendurchfluteten, immer aufgeräumten Loft-Wohnung steht. Nun ist sie, perfekt gestylt und hoch motiviert, bereit, den Rest des Tages genauso effektiv zu verbringen, wie sie ihn angefangen hat.

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Die Rede ist von „that girl“ (Deutsch: dieses Mädchen), einem Stereotyp, der direkt ein bisschen neidisch macht: Eine Frau, die durch Selbstoptimierung und Wellness scheinbar nicht nur die beste Version ihrer selbst ist, sondern auch das perfekte Leben hat – und dabei noch wahnsinnig gut aussieht.

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Was zeichnet #thatgirl-Videos aus?

Auf sozialen Netzwerken häufen sich Videos, die jungen Frauen als Inspiration dienen sollen, ebendieses #thatgirl zu werden. Auf Tiktok verzeichnet der Hashtag mittlerweile über 1,4 Milliarden Aufrufe, auch auf YouTube und Instagram finden sich über Hunderttausend so verschlagworteter Beiträge. Der Inhalt: Junge, meist sehr schöne, sehr dünne Influencerinnen filmen ihre Morgenroutine oder ihren Tagesablauf.

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Hyperästhetisch sieht das alles aus und enorm einfach. Dieses Mädchen hat nämlich nie Probleme, morgens aus dem Bett zu kommen. Wenn der Wecker klingelt, startet sie ausgeschlafen und frisch in den Tag. Auch das morgendliche Work-out und die Meditation durchläuft sie unbeschwert. Und weil das alles so gut tut und so glücklich macht, kann sie danach ganz entspannt und hoch konzentriert für die Schule oder Uni lernen oder ihrem Traumjob nachgehen.

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Wem das an Inspiration noch nicht reicht, der kann sich zusätzlich durch viele, viele Video-Anleitungen klicken, die Tipps geben, wie man genau dieses Mädchen wird. Dort heißt es dann etwa: „Iss jeden Tag Obst und Gemüse!“, „Schreibe jeden Tag auf, wofür du dankbar bist!“, „Dehne dich dreimal täglich!“, „Schlafe zwischen acht und neun Stunden!“ Auch beliebt: Videotagebücher, in denen teils sehr junge Mädchen unter dem Motto „Becoming that girl“ versuchen, diesem Stereotyp für einige Wochen nachzueifern. Die meisten scheitern.

Warum funktioniert der Trend so gut?

#thatgirl ist an sich kein wirklich neues Phänomen, sondern nur ein Produkt zweier Mega-Trends der letzten Jahre. Der eine ist die emanzipierte, selbstbewusste Powerfrau, Stichwort „Girl Boss“, die ihr Leben Erfolgs-gesteuert führt. Sie hat feste Ziele, will Karriere machen und ihr Leben ganz nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten.

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Dann ist da natürlich noch das Konzept Wellness und Selfcare, dass sich wie ein roter Faden durch das Leben von Millionen Millennials und der Gen-Z zieht. Längst steht Gesundheit als Synonym für eine hohe Lebensqualität. Eine ausgewogene (pflanzliche) Ernährung, regelmäßiger Sport, gesunder Schlaf und die Auseinandersetzung mit der eigenen mentalen Gesundheit sind essenzielle Bestandteile dieses Trends. Nach einer durchzechten Partynacht mit verlaufenem Make-up und höllischem Kater aufwachen? Was in den 2010er-Jahren noch als cool galt, wie in Sängerin Keshas Hit „TiK ToK“ aus dem Jahr 2009 besungen, ist heute der Antichrist der Wellness-Bewegung. Ohne Abschminken ist Bett? Mehr Alkohol konsumieren als Grüntee? Unvorstellbar. Man legt Wert auf feste Routinen und geregelte Tagesabläufe. Vielleicht auch, weil diese versprechen, was jungen Menschen oft fehlt: Stabilität.

So ist #thatgirl heute eben nicht mehr die erfolgreiche Businessfrau, die ihren stressigen Workaholic-Lifestyle nur durch literweise Kaffee und heimlich verdrückte Schokoriegel in der Damentoilette übersteht, sondern das Versprechen, dass erfolgreich sein auch in „gesund“ und mit ganz viel Selbsterfüllung einhergehen kann.

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Diese Videos können enormen psychischen Druck auslösen

Alles in allem also eine ganz gute Sache – oder? Schließlich motivieren sie doch einfach nur dazu, das Leben in die eigene Hand zu nehmen und sich mehr mit der eigenen Gesundheit zu beschäftigen. Schon. Sie predigen aber auch, dass es immer noch eine bessere, schönere, erfolgreiche Version einer selbst gibt. Wenn man sich nur ein bisschen anstrengt, ein bisschen mehr Zeit in die Selbstoptimierung steckt – und ein bisschen mehr Disziplin an den Tag legt, noch ein bisschen gesünder isst, noch ein bisschen mehr Sport macht. Die Videos suggerieren zudem: Das ist für andere ja gar nicht schwer.

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Dass der ständige Vergleich mit den unrealistischen, perfekt inszenierten Standards der Social-Media-Welt Frauen psychisch ordentlich zusetzt, ist nichts Neues. Es sorgt, das haben Studien bewiesen, für ein kritischeres Körperbewusstsein, aber auch dafür, dass sich junge Frauen nicht erfolgreich genug fühlen, wie ein 2021 erschienener Report der britischen Soziologin Rosalind Gill zeigt. In ihm gaben ganze 90 Prozent der befragten Frauen an, dass Soziale Medien ihnen das Gefühl gäben, dass andere Menschen erfolgreicher seien als sie selbst.

#thatgirl-Videos können also gleich doppelt triggernd wirken. Weil sie nicht nur körperlichen Selbstoptimierung glorifizieren, sondern auch eine Optimierung des Alltags, der eigenen Ziele und Vorstellungen. Klappt es nicht direkt mit der Umsetzung des angepriesenen Lifestyles, frustriert das „Versagen“ gleich doppelt.

Wie die Wellness-Industrie vom #thatgirl-Trend profitiert

Dass die perfekt inszenierte Morgenroutine vielleicht noch ganz gut klappt, wenn man keine Kinder hat und zeitlich flexibel ist, darf auch nicht außen vor gelassen werden. „Ich bin alleinerziehend und froh, wenn ich mir morgens eine halbe Scheibe Toast zwischen die Zähne schieben kann“, kommentieren einige Nutzerinnen sinngemäß auf YouTube und TikTok. Andere kritisieren die perfekte Inszenierung als versteckte Werbung. Klar, für die Wellness-Industrie sind solche Videos Gold: Sie können teure Nahrungsergänzungsmittel, Beauty-Produkte und hübsche Yoga-Leggings besser verkaufen als jede Werbeanzeige. Denn wer in seinen abgetragenen Sportklamotten nicht so schön aussieht wie die Lieblings-Influencerin, greift schon mal eher nach dem teuren Sport-Outfit. Vielleicht füllt sich die kleine WG-Küche ja wirklich mit goldenem Sonnenlicht, wenn man statt Haferflocken zum Marken-Müsli greift. Dass Konsum ebenso wenig glücklich macht, wie Perfektionismus, wird in #thatgirl-Videos leider nicht kommuniziert.

Zum Schluss noch dieser spannende Artikel für dich:

Krass!

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Bilderflut

Wie Instagram das Selbstbewusstsein von Frauen beeinflusst

Was hältst du vom #thatgirl-Trend? Lässt du dich davon beeindrucken? Teile deine Meinung gerne mit der Community, wir sind gespannt auf deinen Kommentar.

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Author: Pres. Carey Rath

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