Bud Spencer - Nachruf: Einer, der sein Leben wirklich gelebt hat (2024)

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Bud Spencer - Nachruf: Einer, der sein Leben wirklich gelebt hat (1)

Wie viele Geschichten passen in ein Leben? Man muss sich das mal vorstellen: Ein junger Mann nimmt als Schwimmer zweimal an Olympischen Spielen teil, geht als Straßenbauer nach Südamerika, arbeitet in einer Autowerkstatt, studiert Rechtswissenschaft, erfindet einen Spazierstock mit eingebautem Stuhl und weitere wunderliche Dinge, die er sich patentieren lässt, lebt mehr als 50 Jahre mit seiner Frau zusammen, zieht mit ihr drei Kinder groß, wird mit einem Künstlernamen zum internationalen Filmstar, obwohl er nicht schauspielern kann und miserabel englisch spricht. Und dann, als er alt ist und schwach, da wird er nochmal so richtig gefeiert, schreibt Bücher, nimmt eine CD auf und reist von Italien nach Schwäbisch Gmünd, wo ein Freibad nach ihm benannt wird.

Ja, Carlo Pedersoli hat sein Leben wirklich gelebt. Nun ist der Italiener, der als Bud Spencer Filmkarriere machte, im Alter von 86 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben.

Seine Filme waren keine cineastischen Meisterwerke, von der Kritik wurden sie belächelt. Aber sie haben die Menschen zusammengebracht für ein paar sorglose Stunden. Kopfkino: Wie er mit der Faust von oben auf den Kopf eines Bösewichts haut. Wie er seine berüchtigte Doppelbackpfeife verteilt. Wie er gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Terence Hill eine Pfanne Bohnen herunterschlingt. Nie wurde auf der Leinwand schöner geschmatzt.

Bud Spencer - Nachruf: Einer, der sein Leben wirklich gelebt hat (2)

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Bud Spencer: Sein Leben in Bildern

Foto: Adam Berry/ Getty Images

"Buddy haut den Lukas", "Zwei außer Rand und Band", "Plattfuß in Afrika" - in seinen Filmen siegte immer das Gute. Es floss kein Blut, gestorben wurde nicht, und Bud Spencer war unaufhaltsam. So wurde der Hüne in den Siebziger- und Achtzigerjahren zum Helden von Jung und Alt.

Man muss sich nur anschauen, wer nun auf Twitter um ihn trauert: Italiens Regierungschef Matteo Renzi, Linken-Chef Bernd Riexinger, Profifußballer Mesut Özil.

In seinem Leben hat sich alles gefügt

Bei einem Treffen vor fünf Jahren sagte Bud Spencer, man dürfe keine Pläne machen. Wünsche müsse man haben, aber keine Pläne. Er sprach mit der Gelassenheit eines Mannes, in dessen Leben sich immer alles gefügt hatte.

Auch im Filmgeschäft war er eher zufällig gelandet. Als der Leistungssportler kein Leistungssportler mehr war, aber immer noch aß wie einer, da legte er ordentlich zu. Das traf sich vortrefflich, als 1967 ein korpulenter Westernheld gesucht wurde. Pedersoli bekam die Rolle in "Gott vergibt... Django nie!" Einen anderen Schauspieler mit seiner Statur fand der Regisseur nicht.

Seinen Künstlernamen formte er aus dem Namen seines Lieblingsbieres Budweiser und seines Lieblingsschauspielers Spencer Tracy. Schon damals spielte Terence Hill an seiner Seite, es war der Auftakt einer großen Erfolgsgeschichte, 17 Filme drehten die beiden zusammen, Dutzende drehte Bud Spencer allein.

In Deutschland war er besonders populär. Als er 2011 seine Biografie vorstellte, standen die Fans in Hamburg und Berlin stundenlang an für ein Autogramm. Manche weinten, als sie ihn sahen. Ein Popstar mit 81 Jahren.

Später brachte der Kult um den Haudrauf sogar den Gemeinderat von Schwäbisch Gmünd in die Bredouille. Die Kommune suchte für den Tunnel einer Ortsumgehung einen Namen und rief zur Abstimmung auf. Dank einer Facebook-Gruppe bekam der "Bud-Spencer-Tunnel" die meisten Stimmen. Der wurde dann zwar nicht nach ihm benannt, dafür aber das örtliche Freibad, wo Pedersoli als junger Mann angeblich selbst geschwommen war.

In seinen letzten Lebensjahren machte er den beneidenswerten Eindruck eines Mannes, der in sich ruht. Gesundheitlich ging es ihm nicht gut. Pedersoli, der in seinem Leben immer von seinem massiven Körper profitiert hatte, spürte nun die Folgen des Alters. Er brauchte einen Gehstock, trug eine künstliche Hüfte. Aber das nahm er äußerlich gelassen hin.

"Ich hatte in meinem Leben genug Glück"

In seiner Biografie schreibt Bud Spencer, er sei in "null Komma nix" alt geworden, ohne es zu merken. Aber seine Jugend, die wünschte er sich nicht zurück. "Nein, ich muss das nicht noch einmal erleben", sagte er. "Ich hatte in meinem Leben genug Glück, das war wirklich toll."

Alles hat seine Zeit. Wahrscheinlich wirkte Bud Spencer deshalb auch im Alter so gelassen. Der noch immer imposante Körper, der graue Bart, die tiefe Stimme - sie unterstrichen den Eindruck noch. Ein gemütlicher Brummbär, der mit sich im Reinen war.

In seinen Filmen steckten keine besonderen Lebensweisheiten, das hat Bud Spencer selber gesagt. Sie waren Unterhaltung ohne tieferen Sinn. Das heißt aber nicht, dass Carlo Pedersoli auf seine alten Tage nichts zu sagen hatte.

Wenn man ihn nach seinem Lebensmotto fragte, dann hatte er ein Wort aus seiner Heimat parat, aus Neapel: "Futtetene". Das heißt so viel wie: "Scheiß drauf, wenn etwas nicht klappt." Wenn deine Beziehung zerbricht. Wenn du deinen Job verlierst. Scheiß drauf. Das Leben geht weiter.

Pedersoli war auch ein spiritueller Mensch, er konnte in Interviews minutenlang darüber philosophieren, was nach dem Tod kommen könnte. Sein letztes Wort, so erzählt es nun sein Sohn Giuseppe, soll "Danke" gewesen sein.

Wir haben zu danken.

Lesen Sie hier einen Text aus dem Jahr 2011 über eine Begegnung mit Bud Spencer in Deutschland:

Kultstar Bud Spencer:Der ewige DampfhammerVon Hendrik Ternieden

Lesen Sie hier einen Text aus dem Archiv: Was können wir von Bud Spencer und seinen Filmen lernen?

Das Bud-Spencer-Experiment:Der Backpfeifen-PicassoVon Hendrik Ternieden und Oliver Trenkamp

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Author: Margart Wisoky

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